Das Glück des Sängers Orpheus, Sohn der Muse Kalliope, ist von kurzer Dauer. Schon bei der Hochzeit stirbt seine junge Gattin Eurydice an einem Schlangebiss. Doch Orpheus steigt in die Unterwelt hinab, um sie zurückzuholen, und es gelingt ihm, Hades mit seinen Liedern zu rühren. Er darf Eurydike zurückführen, sofern er sich auf dem Weg aus dem Totenreich nicht nach ihr umblickt. Er kann sich nicht an die Bedingung halten und verliert Eurydike zum zweiten Mal. In seiner Trauer flüchtet sich Orpheus in die thrakischen Berge; Eurydice kehrt in die Unterwelt zurück.
Anstelle des abwesenden Orpheus ist Eurydike die Hauptperson dieses Theaterstücks. Wir begegnen ihr als gealterte Frau, die in der Unterwelt ihr Leben Revue passieren lässt, darüber sinniert, was geworden wäre, wenn sie mit Orpheus eine normale Ehe geführt hätte. Dies ist der Monolog einer reifen Frau im Wechselspiel von Sehnsüchten, Ironie, Witz und Auflehnung – einer Frau auch, die vor der Liebe kapituliert.
Uraufführung: 7. Dezember 2006, Versuchsstollen Hagerbach, Sargans